Wissen

Alles rund um Phagentherapie und
Antibiotika-resistenz

Wie sich Phagen vermehren und Bakterien töten: Phagen docken an spezifische Stellen auf der Bakterienoberfläche an (o.l.) | Danach injizieren sie ihr Erbgut ins Innere (o.r.)
Innert Kürze produziert das Bakterium Unmengen Phagenteile (u.l.) | Die jungen Phagen lösen das Bakterium von innen auf (u.r)
Grafik und Animation: © Anne Seeger/SCNAT

Häufige Fragen zum Thema Phagen und Phagentherapie

Was sind Phagen?

Bakteriophagen oder kurz Phagen sind Viren, die gezielt Bakterien angreifen, aber menschliche Zellen in Ruhe lassen. Ihr vollständiger Name lautet Bakteriophagen («Bakterienfresser»). Wie alle Viren bestehen sie zur Hauptsache aus Erbgut (DNA oder RNA) und Proteinen.

Wie funktioniert Phagentherapie?

Das Prinzip ist einfach: Der Feind meines Feinds ist mein Freund! Phagen dringen in Bakterien ein und töten sie. Weil sie sich dabei vermehren, vermehrt sich das Medikament sogar selbst. Findet dies im Innern des Körpers statt, kann man so Infektionen bekämpfen. Allerdings muss man in der Realität einiges beachten.

Was sind Vor- und Nachteile der Phagentherapie?

Einer der grössten Vorteile der Phagentherapie: Phagen sind enorm wählerisch. Die meisten greifen nur eine ganz bestimmte Bakterienart an. Dadurch bleiben die nützlichen Bakterien, die im Körper leben, ungestört. Viele Antibiotika schädigen diese natürliche Bakterienflora, was schwerwiegende Folgen haben kann. Die grosse Spezifität der Phagen hat aber auch Nachteile.

Hat Phagentherapie Nebenwirkungen?

Es gibt in der Medizin kaum einen Wirkstoff ohne Nebenwirkungen. Bisherige Studien und Erfahrungen zeigen, dass die Nebenwirkungen von Phagen meistens gering sind – wenn wichtige Sicherheitsprinzipen befolgt werden.

Antibiotika-Resistenz erklärt

Schon kurz nach dem Einsatz des ersten Antibiotikums Penizillin in den 1940ern fanden Ärzte erste resistente Bakterien. Und Alexander Fleming, der Entdecker des Penizillins, hatte dies sogar vorausgesagt – denn dies ist praktisch ein Naturgesetz.

MICH BETRIFFT ANTIBIOTIKA-RESISTENZ NICHT

Antibiotika-Resistenz betrifft weitaus mehr Menschen als man denkt. Einige Beispiele:

Menschen mit Diabetes erkranken oft an Infektionen des Fusses («diabetischer Fuss»). Die verursachenden Bakterien sind oft resistent gegen Antibiotika oder werden es im Lauf der Behandlung.

Viele Krebstherapien schwächen das Immunsystem. Schwer behandelbare oder tödliche bakterielle Infektionen können dabei auftreten.

Interviews mit Expert:innen

Prof. Alexander Harms, Phagenforscher, ETH Zürich

Nicht nur Antibiotika können krankmachende Bakterien abtöten. Auch bestimmte Viren – sogenannte Bakteriophagen – können das. Um diese therapeutisch anzuwenden, fehlt in der Schweiz aber der rechtliche Rahmen. Was müsste sich ändern, damit mehr Kranke von der Therapie profitieren?

Dr. Radu Botgros, European Medicines Agency

In den meisten Ländern ist die Phagentherapie nicht zugelassen. Was braucht es in der EU dafür? Wie kann man ihren Besonderheiten gerecht werden? Und was ist mit Patient:innen, die wegen einer unbehandelbaren Infektion in Not sind – soll man sie mit Phagen behandeln können?

Dr. Truong-Thanh Pham, Infektiologe, Hôpitaux Universitaires de Genève

Truong-Thanh Pham erläutert die Folgen der Antibiotikaresistenz für Patient:innen, berichtet, wie er einen Patienten mit Phagen vor einer Amputation bewahrt hat und diskutiert die Hürden, die der Methode  im Weg stehen und wie die Situation verbessert werden könnte.

Prof. Tristan Ferry, Infektiologe, Hospices Civils de Lyon

Tristan Ferry und sein Team haben an den Hospices Civils de Lyon innerhalb von wenigen Jahren ein Phagentherapiezentrum für die Behandlung von infizierten Gelenkprothesen aufgebaut. Sie haben bereits rund 100 Patient:innen behandelt. Wie sind sie vorgegangen? Welche Schwierigkeiten gibt es?

Prof. Jacques Schrenzel, Bakteriologe, Hôpitaux Universitaires de Genève

Wie wählt man die richtige Behandlung für eine Infektion aus? Wie und warum kommt es zu Antibiotika-Resistenzen? Warum sind gerade Menschen mit chronischen Infektionen besonders gefährdet? Warum gefährdet Antibiotikaresistenz zunehmend die moderne Medizin?

Bassim Karaman, litt an einer antibiotikaresistenten Infektion

Bassim Karaman gibt Auskunft über seine Krankengeschichte, nachdem er eine Kniegelenkprothese erhielt und eine Infektion auftrat. Karaman wurde an der Genfer Uniklinik mit Phagen behandelt, was ihn höchstwahrscheinlich vor einer Amputation bewahrt hat.

Sie finden nicht, was Sie suchen?

Zögern Sie nicht und fragen Sie uns. Gerne beantworten wir Ihre Fragen.

Film über phagentherapie in der schweiz und europa

Informieren Sie sich kompakt in einer knappen halben Stunde über das Wichtigste zum Thema Phagentherapie

Der Film entstand im Auftrag der Akademien der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT).

Aus dem Blog

Phage Muddy rettet Leben

Phage Muddy rettet Leben

Phagenforschung für Studierende Lilli Holst hat als Studentin einen Phagen isoliert, der 10 Jahre später in der Therapie eingesetzt wurdeLilli Holst...

read more

Diskutieren Sie live mit

Alle Interessierten, Patient:innen Expert:innen, Politiker:innen und ... sind herzlich eingeladen, an den Veranstaltungen des Forums Phagentherapie über Lösungen zu diskutieren. Lösungen, um Betroffenen zu helfen.

DSGVO Cookie-Einwilligung mit Real Cookie Banner